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In Südafrika raucht man Geier, um die Lottozahlen zu erraten

Mittwoch, 16. März 2011

Es gibt nichts besseres, als das Gehirn eines Geiers zu rauchen, um die Lottozahlen erraten zu können. Die Klienten von Scelo, Verkäufer von traditioneller Medizin in Johannesburg, sind davon überzeugt, obwohl sie damit das Todesurteil für die meisten dieser Raubvögel in Südafrika besiegelt haben.

"Geier sind selten. Ich habe nur alle drei bis vier Monate einen im Angebot. Alle verlangen nach dem Gehirn, damit sie Dinge sehen können, die andere nicht sehen können. Beim Lotto träumt man die Gewinnzahlen", erklärt Scelo, ein junger Verkäufer und Heiler auf dem Muti-Markt, dem Markt für traditionelle Medizin.

Wenn man das Gehirn in eine Zigarette einrollt oder den Rauch inhaliert, dann soll einem das Gehirn auch dabei helfen, bei anderen Glücksspielen wie Pferderennen zu gewinnen, bei Prüfungen in der Schule besser abzuschneiden oder sein Geschäft anzukurbeln, indem es einem mehr Kunden beschert.

Vor seinem Marktstand mit Eselsfett, um böse Geister zu vertreiben, Zebrahäuten und Straußenfüßen verkauft Scelo für ungefähr 50 Rand (6,5 Dollar oder 4,5 Euro) eine winzige Flasche mit einem Stückchen zerstoßenem Geierhirn.

Ein ganzer Vogel kann bis zu 2'000 Rand kosten. Knochen oder Federn werden oft mit Kräutern gemischt, um "Medikamente" herzustellen, meint ein Nyanga (traditioneller Heiler), der oft den Kopf eines Geiers verschreibt.

Laut ihm können diese Raubvögel wegen ihrs ausgezeichnetes Sehvermögen die Zukunft vorhersagen. Dieser Glaube findet sich auch in anderen afrikanischen Ländern wie Mozambique, Kenia und Tansania wieder.

Mthembeni, der gerade Gehirn und Schnabel zu Pulver zerstampft, kauft es nur für seine Hunde. "Ich gebe es ihnen in die Nase. Danach riechen sie Fremdlinge im Umkreis von Meilen. Ich tue das für die Sicherheit meiner Familie", betont der junge Zulu.

Laut einer Studie, welche von zwei Naturschutz-Organisationen durchgeführt wurde, lassen mindestens 160 Geier jedes Jahr für Muti ihr Leben. Einer der Autoren der Studie, Steve McKean, schätzt, dass diese Zahl auf bis zu 300 Exemplare steigen könnte, vor allem in der Provinz Kwazulu-Natal im Osten, wo Wilderei nur wenig geahndet wird.

"Wenn die Nutzung von Geiern für traditionelle Medizin so weitergeführt wird, werden sie wahrscheinlich in zwanzig bis dreißig Jahren im südlichen Afrika ausgestorben sein", sagt McKean voraus. Er empfiehlt Präventions-Kampagnen, eine bessere Anwendung des Gesetzes und ein Verbreitung des Wissens um den Handel mit diesen Raubvögeln.

Sieben von neun Spezien, darunter auch der Bartgeier und der Kapgeier sind zurzeit vom Aussterben bedroht. Jäger schießen auf sie, legen Fallen und vergiften sie. Man benutzt dabei vor allem Aldicarb, ein Pestizid, das auch für Menschen tödlich sein kann, warnt Steven McKean von der Ezemvelo Kwazula-Natal Wildlife Organisation.

Neben diesen Gefahren gibt es noch andere Bedrohungen für die Vögel: Elektrische Schläge durch Stromleitungen, Ertrinken in Wasserreservoirs, Knappheit an Nahrung und Verlust der Lebensräume.

Heutzutage ist das Angebot klein, aber die Nachfrage bleibt konstant. Sie hält sich im Gleichgewicht mit der Urbanisierung und den steigenden Arbeitslosenzahlen in diesem Land, wo 43% der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben.

Auf dem Markt, wo man neben Geiern auch Python- und Krokodilshaut finden kann – zwei Tierarten, die ebenfalls vor dem Aussterben bedroht sind – macht sich Samson Mvubu Gedanken über die Bedeutung der Geier: "Ich glaube nicht, dass dieses Zeug einem Visionen beschert," entfährt es dem Nyanga bevor er anfügt: "Glück vielleicht, aber keine Visionen."

(Von Alexandra Lesieur)